Optimierungspotenziale bei wichtigen Standortfaktoren

#GemeinsamUnternehmen Diskussion über Jahreswirtschaftsbericht

Die Wirtschaft in der Bundesstadt Bonn hat sich nach schwierigen Coronazeiten stabilisiert, Lage und Erwartungen sind auch in besonders betroffenen Branchen wie der Hotellerie und Gastronomie, dem Einzelhandel oder der Veranstaltungswirtschaft wieder positiv. „Stark steigende Inzidenzzahlen sorgen jedoch für Unsicherheit. Deshalb sind erneute Lockdowns dringend zu vermeiden und wir sollten über strengere Auslegungen der 3G- oder 2G-Regelungen nachdenken“, sagte Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, bei der Diskussion über den Jahreswirtschaftsbericht im Ausschuss für Europa, Internationales, Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeit. Hille warnte zugleich davor, wichtige Standortfaktoren wie Mobilität und Erreichbarkeit, Flächenverfügbarkeit oder Genehmigungsverfahren zu unterschätzen: „Hier haben wir Optimierungspotenzial aus Sicht unserer Unternehmen.“ Er sprach sich auch angesichts der aktuellen Diskussionen um „Bonn leuchtet“ für zusätzliche Erlebnisse in der Innenstadt als Kombination aus Aktivitäten, Einkehren und Einkaufen aus.

Die Verkehrswende könne nur gelingen, wenn die Alternativen so verbessert würden, dass sie zum Umstieg weg vom motorisierten Individualverkehr animierten: „Reine Verbote reichen hier nicht, wenn es keine Investitionen in ÖPNV und Fahrrad gibt. Ferner ist der ÖPNV für viele potenziellen Nutzer zu teuer und es mangelt an Park & Ride-Plätzen im Umland. Im Ergebnis stehen die Menschen in zahlreichen Staus.“ Dabei sei die Mobilität einer der wichtigsten Standortfaktoren und führe in der Tendenz zur Abwanderung von Unternehmen. Hille sprach sich für die Realisierung des Seilbahnprojektes aus. Bei der Ausweisung interkommunaler Gewerbegebiete sieht die IHK noch viel Luft nach oben. Das Flächenwachstum, das Bonn nicht mehr auf eigenem Boden realisieren könne, könne in den benachbarten Kommunen gedeckt werden. Hille: „Legen Sie los, verhandeln Sie, einigen Sie sich. Die Region wartet auf solche Erfolge. Gerne können dann auch Nachhaltigkeitsaspekte bei Boden, Wasser, Energie verhandelt werden. Förderprogramme dazu gibt es – der Region Köln/Bonn e.V. hilft gerne.“ Ferner kritisierte der IHK-Hauptgeschäftsführer extrem lange Genehmigungsverfahren als bekanntes Bonner Problem, das manchem Bauinvestor die Freude an Investitionen in dieser Stadt verderbe.

Mit Blick auf Gründungen und Ausgründungen liege das größte Innovationspotential der Region in den wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Exzellenzuniversität Bonn und der gründungstarken Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Hille: „Diese wissenschaftlichen Potentiale in Startups und wissensintensive Gründungen zu überführen, ist die Chance für uns. Wir brauchen mehr solcher Kooperation wie beim Digital Hub, wo wir alle an einem Strang ziehen. Wir brauchen weitere Hubs.“ In diesem Zusammenhang begrüßte der IHK-Hauptgeschäftsführer die Pläne zur Einrichtung eines Nachhaltigkeitshubs, der die Unterstützung der IHK finde, wenn er auf Gründungen und Unternehmertum ziele. „Bonn kann national und international mit Nachhaltigkeit punkten – mit der UNO, zahlreichen Non-profit Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen und zunehmend mit Unternehmen. Nutzen wir dieses Cluster in Bonn und managen es aktiver als bisher. Aber immer bitte mit Bezug zur Wirtschaft, nicht gegen die Wirtschaft.“ Gefordert seien allgemein mehr Hubs, Acceleratoren und Inkubatoren; mehr Spaces, Flächen, Labore(!) für junge Gründer, mehr Venture Capital.