Auf nach Südostasien!

Südostasien (© AdobeStock / Muchmania)

Lieferketten sind gestört, der Protektionismus nimmt zu. Doch es gibt auch immer wieder positive Entwicklungen im internationalen Geschäft. Zum Beispiel in Südostasien. Der ASEAN-Wirtschaftsraum eröffnet hiesigen Unternehmen zahlreiche Chancen.

Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam – diese zehn Staaten bilden die sogenannte ASEAN-Region. „ASEAN“ steht für „Association of Southeast Asian Nations“, „Vereinigung südostasiatischer Länder“. Die Region wird als Absatz- und Beschaffungsmarkt ebenso wie als Vertriebs- und Produktionsstandort immer wichtiger.

Der dynamische Wirtschaftsraum mit starken Wachstumsraten und rund 670 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern bietet zahlreiche Chancen für deutsche Unternehmen. Seit Ende 2015 garantiert die Asean Economic Community (AEC) die vier wirtschaftlichen Grundfreiheiten Warenverkehrs-, Dienstleistungs-, Kapitalverkehrsfreiheit sowie die Freizügigkeit qualifizierter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Darüber hinaus haben mit Singapur und Vietnam zwei ASEAN-Staaten bereits ein Freihandelsabkommen mit der EU geschlossen. Mit Indonesien verhandelt die EU seit einigen Jahren, es könnte 2024 Realität werden.

Erhebliches ungehobenes Potenzial

Dr. Tobias Traupel, Abteilungsleiter Europa, Recht und Außenwirtschaft im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE)Indonesien beispielsweise habe aufgrund seiner Größe, Bevölkerungszahl, der sehr jungen Bevölkerung und der beachtlichen jährlichen Wachstumsraten erhebliches, noch ungehobenes Potenzial, findet . Das Land werde absehbar zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt gehören. Der Abteilungsleiter Europa, Recht und Außenwirtschaft im NRW-Wirtschaftsministerium hat sich bei einer Delegationsreise mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Hochschulen und Verbänden nach Indonesien vergangenen Herbst selbst einen Eindruck verschafft.

„Besonders beeindruckt hat mich die Aufgeschlossenheit der Menschen und die großen Anstrengungen der indonesischen Gesellschaft, Entwicklungschancen zu nutzen“, erzählt Traupel. „Dies betrifft vor allem die berufliche Bildung und die Offenheit und Sensibilität zum Fachkräfteaustausch, aber auch die Entschlossenheit, das Wohlstandsniveau systematisch zu verbessern, was sich nach meinen Beobachtungen stark im industriellen Sektor, unter anderem bei der Rohstoffverarbeitung, zeigt.“

Indonesien sei trotz oder gerade wegen des Rückstands zu einigen anderen Staaten der Region als potenzieller Nachfragemarkt für NRW-Produkte und Dienstleistungen vielversprechend. Das Land könne wegen der großen Nickelvorkommen, die, wie andere seltene Erden, mit staatlicher Förderung selbst produktiv verwertet würden, zudem zu einem wichtigen Partner für eine forcierte Entwicklung der Elektromobilität werden.

Zudem sieht der Außenwirtschaftsexperte bei Themen wie Energieeffizienz, Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft sowie Wasserstoffwirtschaft vielversprechende Ansätze für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. „In unterschiedlichen Ausprägungen gilt das für die ASEAN-Region insgesamt“, hebt Traupel hervor, „wobei vor allem Singapur vor allem im Bereich der Hochtechnologie und bei der Digitalisierung besondere Stärken aufweist.“

Herbst 2024: Unternehmensreise Indonesien/Singapur

Um die Resilienz der NRW-Wirtschaft zu stärken, fördert die Landesregierung die Diversifizierung bei Beschaffungs- und Absatzmärkten. Dabei spielen die ASEAN-Staaten aufgrund ihrer Wachstumspotenziale eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit weiteren Partnern in NRW, wie den Wirtschaftskammern und der Landesgesellschaft NRW.Global Business, unterstützt das Land das Incoming- und Outgoing-Geschäft der hiesigen Unternehmen.

Unter anderem fanden dazu 2022 zwei politisch flankierte Delegationsreisen in die ASEAN-Staaten Singapur und Vietnam sowie 2023 die erwähnte Delegationsreise nach Indonesien statt. Darauf aufbauend hat das NRW-Wirtschaftsministerium gezielt Unternehmensreisen mit der Landestochter NRW.Global Business und den IHKs in NRW durchgeführt, um die identifizierten Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten in den jeweiligen Ländern für die hiesige Wirtschaft nutzen zu können.

Für Herbst 2024 ist eine derartige Unternehmensreise auch für Indonesien – in Kombination mit Singapur – geplant. Kooperationspartner sind die IHK Bonn/Rhein-Sieg, NRW.Global Business und die örtlichen Auslandshandelskammern. Information dazu gibt es rechtzeitig im Segment „International“ auf der Website der IHK Bonn/Rhein-Sieg. 

Wer sich hier in NRW über die ASEAN-Märkte informieren möchte, hat dazu am 18. April in Bielefeld beim NRW-ASEAN-Summit 2024 die Gelegenheit. Die IHK Bonn/Rhein-Sieg ist Mitveranstalterin. 

Lothar Schmitz, freier Journalist, Bonn