Die Unternehmen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis blicken weiterhin skeptisch in die Zukunft – auch die Aussicht auf eine neue Bundesregierung hat die Stimmung in der regionalen Wirtschaft bislang nicht gehoben. Das zeigt die neueste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Nach drei Jahren der wirtschaftlichen Stagnation verharrt der IHK-Konjunkturklimaindex mit 98 Punkten im negativen Bereich.
„Im schwarz-roten Koalitionsvertrag stecken einige gute Reformansätze, insgesamt verheißt das Paket aber keine echte Wirtschaftswende“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen. „Bestimmte Herausforderungen, allen voran die massiven Kostensteigerungen bei den Sozialbeiträgen, schieben die Koalitionäre auf die lange Bank, dabei sind die Probleme eigentlich unübersehbar.“ Nach diesem durchwachsenen Auftakt, so Hagen weiter, sollte die neue Regierung „zumindest die vereinbarten Reformvorhaben, zum Beispiel die beschleunigte Abschreibung, die Neuregelung der Höchstarbeitszeit und die Entlastung bei den Energiepreisen, schnell und noch vor der parlamentarischen Sommerpause aufgleisen“.
Wachstumsmotor Industrie im Leerlauf
Wichtig wäre Entlastung zum Beispiel für die Industrie. 30 Prozent der Unternehmen in diesem für die Entwicklung der Gesamtwirtschaft sehr wichtigen Wirtschaftszweig berichten von schlechten Geschäften. Die Auslastung der Kapazitäten ist in vielen Betrieben rückläufig. Erschwerend kommt die erratische Zollpolitik der Trump-Regierung hinzu. Jedes dritte der exportierenden Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Auslandsnachfrage.
Risikofaktor Trump noch nicht voll eingepreist
„Zum Zeitpunkt der Umfrage im März und April hatte Trump schon neue Zölle angekündigt. Wie absonderlich und sprunghaft die neue US-Zollpolitik dann tatsächlich ausfallen würde, war damals aber noch nicht klar“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille. „Dieser kaum berechenbare Risikofaktor wird den internationalen Handel fortan prägen.“
Umso wichtiger seien Investitionen und Reformen in Deutschland. Die nötigen finanziellen Mittel dafür bereitzustellen, sei das eine. „Es wird aber nicht ohne Schwerpunkte funktionieren“, sagt Hille. „Ein Sondervermögen allein macht keinen nachhaltigen Aufschwung. Die Politik muss die richtigen Prioritäten setzen und die Planungs- und Genehmigungsverfahren straffen, damit das Geld sinnvoll investiert wird. Sonst erleben wir nur ein teuer erkauftes Strohfeuer.“
Ein Viertel rechnet mit Verschlechterung der Geschäftslage
In der gesamten regionalen Wirtschaft rechnen nur 17 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 24 Prozent von einer weiteren Verschlechterung ausgehen. Das größte Risiko sind aus Sicht der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
An der Konjunkturumfrage haben sich im März und April 2025 rund 300 Unternehmen beteiligt. Den vollständigen Bericht mit allen Branchenergebnissen finden Sie unter www.ihk-bonn.de/konjunktur.