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Lux-Werft setzt auf Elektroantrieb
Umweltfreundlich schippern
Die Mondorfer Werft in Niederkassel (Foto: Lux-Werft und Schifffahrt GmbH)Solarmodule auf dem Dach, vor der Haustür steht eine Wärmepumpe und das Auto lädt an der heimischen Wallbox: Erneuerbare Energien und E-Mobilität sind schon lange keine Seltenheit mehr. Emissionsarm und ohne Dieselabgase kann man mittlerweile auch auf vielen Gewässern in ganz Deutschland schippern – mit Schiffen der Lux-Werft. Am Stammsitz in Niederkassel-Mondorf entwickelt das Unternehmen Fahrgastschiffe mit innovativer Antriebstechnik. Die Nachfrage ist groß, wird derzeit aber noch durch staatliche Förderung gestützt.
Johann Lux war ein Mann mit Visionen. Einer der zupacken konnte und genaue Vorstellungen von der Zukunft hatte. Während die Region entlang des Rheins noch in Trümmern lag, legte er 1945 den Grundstein für die „Lux-Werft und Schifffahrt GmbH“. Heute ist das Unternehmen mit der Entwicklung von alternativen Antriebstechniken eigenen Angaben zufolge europaweit führend in der Branche.
Ende 1945 lief das erste Boot für die damals rund 1000 Jahre bestehende Fischereibruderschaft Bergheim vom Stapel. Danach entstand in der Werkhalle die erste Stahlfähre für den Betrieb auf der Sieg. Und mit dieser Konstruktion, die die bisher eingesetzten Holzkähne ablöste, hatte sich Johann Lux einen Namen gemacht. Ausländische Reedereien aus Holland, Belgien und Frankreich interessierten sich plötzlich für den Bootsbauer vom Rhein.
Es dauerte nicht lange und „Lux“ gehörte im Fahrgastschiff- sowie im Fährenbau zu einer der führenden Werften in Europa. Heute sind Lux-Schiffe auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen, auf Donau, Weser und Elbe unterwegs, ebenfalls rund um Berlin, in Mecklenburg-Vorpommern sowie in sechs europäischen Ländern.
Umweltfreundliche Antriebe
„Wir achten seit jeher auf umweltfreundliche Antriebe. Sowohl bei Neu- als auch bei Umbauten“, betont der Schiffsingenieur Dr. Rainer Miebach, der das Familienunternehmen als Geschäftsführer in dritter Generation leitet. Und das nicht erst seit Klima- und Umweltschutz in aller Munde sind. Bereits seit einem Jahrzehnt setzt Lux auf den E-Antrieb in der Personenschifffahrt. Aktuell sind rund zwei Dutzend Schiffe mit einem Lux-Elektroantrieb auf Gewässern unterwegs.
Geschäftsführer Dr. Rainer Miebach (Foto: Lux-Werft und Schifffahrt GmbH)Mehr als die Hälfte der Neubauten werden zudem mit modernem E-Antrieb bestellt. Momentan baut Lux für die Adler-Reederei mit Hauptsitz auf Sylt ein vollelektrisch betriebenes Fahrgastschiff. Schon in der kommenden Saison soll es zwischen Wismar und der Insel Poel sowie auch außerhalb der Hafengebiete auf der Ostsee verkehren.
Mit der (E)MS Berg (unterwegs auf dem Starnberger See) wurde 2020 das bisher größte, rein elektrisch betriebene Fahrgastschiff mit einer Länge von 36 Metern gebaut. „Keine Abgase, kein Feinstaub für einen nachhaltigen Klimaschutz“, ist Miebach stolz auf die Ingenieursleistung „seiner“ Mannschaft. Mit der MS „Alpenperle“ haben die Experten zudem Österreichs erstes Elektro-Hybrid-Fahrgastschiff gebaut.
Im Elektromodus gleitet es mit Platz für bis zu 250 Passagiere emissionsfrei und nahezu geräuschlos über den Weissensee in Kärnten. Ein Batteriesystem versorgt den Elektromotor und dient auch als Energiequelle für den gesamten Bordstrom. Das eigene Klein-Wasserkraftwerk am Weissenbach lädt nachts das Batteriesystem mit Ökostrom wieder auf. So wird die MS Alpenperle auch durch die Kraft des Weissensee-Wassers angetrieben.
Schwimmendes Studio vor dem Bundestag
Mit „The Pioneer One“, einem Projekt des Medienunternehmers und ehemaligen Handelsblatt-Chefredakteurs Gabor Steingart, hat Lux eine Brücke von der alten in die neue Bundeshauptstadt geschlagen. Ausgestattet mit einem Hybrid-Antrieb, ist The Pioneer One – made in Mondorf – das erste Medienschiff der Welt und bietet ein schwimmendes Studio sowie eine Event-Location inmitten des politischen Berlins. Der Anleger ist direkt vor dem Bundestag.
Neben dem Schiffsbau betreibt Lux auch die Personenschifffahrt an Bigge-, Möhne-, Henne- und Sorpesee im Sauerland sowie dem Brombachsee in Franken. Daneben sind der Betrieb der Rheinfähren zwischen Mondorf und Graurheindorf, Bad Godesberg und Niederdollendorf wichtige Standbeine des Unternehmens. 2023 wurde zudem die Loreley-Linie in Kamp-Bornhofen mit drei Fahrgastschiffen übernommen. Hauptstreckenabschnitt der Loreley-Linie ist der Mittelrhein zwischen Koblenz und Rüdesheim.
Umstieg auf nachhaltige Schifffahrt
Die eigenen Bestandsschiffe auf den Sauerländer Seen (Möhne, Sorpe, Bigge) werden sukzessive auf E-Antrieb umgestellt. Mit der MS Westfalen (Baujahr 1978) fährt seit Mai 2023 übrigens Europas größtes Fahrgastschiff (55 Meter Länge, 12 Meter Breite, 750 Personen Zulassung) mit einem Elektroantrieb auf dem Biggesee. Am Möhnesee wird aktuell der Katamaran und ein Zubringer-Schiff elektrifiziert, die MS Sorpesee fährt bereits seit einem Jahr vollelektrisch.
„Das Beispiel ,MS Westfalen‘ am Biggesee zeigt, dass auch Bestandsschiffe umgebaut werden können und somit Ressourcen für einen Neubau nicht immer notwendig sind. Nicht selten sind Fahrgastschiffe bis zu 100 Jahre im Einsatz“, sagt Geschäftsführer Miebach.
In ruhigen Gewässern lässt sich ein E-Antrieb schon heute problemlos einsetzen. Für das Fahren auf dem Rhein mit seinen starken und oft tückischen Strömungen brauchen Schiffe jedoch deutlich mehr Leistung. Hier dominieren deshalb aktuell noch Dieselantriebe, doch die Lux-Werft arbeitet auch für diesen Einsatzbereich an leistungsstarken Lösungen mit Elektromotoren. So werden die betriebseigenen Fähren, die in Mondorf und Bad Godesberg den Rhein queren, in den kommenden Monaten elektrifiziert.
Der Umstieg auf eine nachhaltige Schifffahrt funktioniere jedoch nur mit den Förderprogrammen von Bund und Land. „Der Bund fördert die Umrüstung sowie E-Antriebe von Neubauten derzeit mit 70 Prozent. Das Land NRW unterstützt aktuell den Bau von Landstrom-Anlagen mit 80 Prozent“, rechnet Miebach vor. „Eine wichtige Unterstützung, da die öffentliche Ladeinfrastruktur an den Ufern bislang sehr gering ist.“
Förderung durch das Land
Im Sauerland hat die Lux-Werft dank der Förderunterstützung des Landes an den Betriebsstätten Trafo-Stationen bauen lassen, die eine ausreichende Stromversorgung für die Ladung über Nacht gewährleisten. Anfang 2023 hatte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur den Förderbescheid über 700.000 Euro für die Anlagen im Sauerland persönlich in der Werft in Mondorf übergeben.
2018 erhielt die Lux-Werft den Innovationspreis Binnenschifffahrt für den Brennstoffzellen-Umbau der MS Innogy sowie den Bau des voll-elektrischen Neubaus „St. Nikolaus“, einem Fahrgastschiff auf dem Rursee. Mit der MS Innogy wurde erstmals ein Fahrgastschiff mit einer Brennstoffzelle ausgestattet, die mit grünem Methanol die Leistung für den Elektromotor erzeugt.
Mittlerweile hat das Familienunternehmen mehr als 230 Fahrgastschiffe gebaut – darunter ist auch die „MS Princesse Marie-Astrid“, auf der am 14. Juni 1985 am luxemburgischen Moselufer das „Schengener Abkommen“ unterzeichnet wurde.
Auch abseits der Montagehalle legt man bei Lux Wert auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. So wurde auf dem Dach der Werft eine Photovoltaik-Anlage errichtet und die Dienstwagen-Flotte auf E-Autos umgestellt. In der Gastronomie der Schiffsbetriebe reduziert das Unternehmen seit 2012 den Verbrauch von Plastik und Verpackungsmaterial und legt auf die Zusammenarbeit mit lokalen Händlern und Produzenten Wert.
Gabriele Immenkeppel, freie Journalistin, Bonn
Lux-Werft und Schifffahrt GmbH
Standort: Moselstrasse 10, 53859 Niederkassel
Geschäftsführer: Elmar Miebach-Oedekoven, Petra Lux, Dr. Rainer Miebach, Dagmar Wilken
Gründungsjahr: 1945
Niederlassungen: 3 (Olpe/Biggesee, Pleinfeld/Brombachsee, Kamp-Bornhofen/Rhein)
Internet: www.lux-werft.de