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Firmengebäude von Yellotools in WindeckWenn Werbetechniker weltweit Firmenfahrzeuge beschriften, Banner oder Lichtreklamen herstellen, dann stammt oft ein Teil ihrer Ausrüstung von Yellotools aus Windeck. Die Firma bietet Werkzeug-Lösungen für eine Branche, die im steten Wandel ist. Für diese Spezialprodukte ist Yellotools einer der weltweit größten Anbieter. Und Nachhaltigkeit wird hier in vielen Facetten gelebt.
„Die besten Ideen fangen an mit ‚Halt doch mal mein Bier‘“, sagt Firmengründer und Geschäftsführer Michael Althoff. „Bei uns gab es keinen Businessplan, keinen Forecast. Wir wollten einfach gute Lösungen finden.“ In seiner Heimatgemeinde Windeck im östlichen Rhein-Sieg-Kreis baute er in 17 Jahren ein Unternehmen auf, das nach eigenem Bekunden inzwischen zu den Weltmarktführern im Segment der Sonderwerkzeuge für Werbetechnik und Fahrzeugbeschriftungen zählt, 35 Angestellte hat und stetig weiter wächst.
Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist ihm eigentlich zu abgenutzt. Jeder habe davon seine eigene Vorstellung. Und es gebe dabei zu viel Greenwashing, ist Althoff überzeugt. Er selbst ziehe es vor, nachhaltig zu handeln, statt darüber zu reden. Und auch nicht deshalb, weil es politisch so gewollt sei, sondern weil es einfach Sinn mache.
Die Lieferanten kommen, wenn möglich, aus der Gegend. Erst wenn es in Windeck, dem Rhein-Sieg-Kreis, NRW und Deutschland keinen geeigneten Partner für eine Idee gibt, orientiert sich Althoff im Ausland. „Das hat nicht nur mit der CO2-Belastung zu tun“, so der Geschäftsführer. „Wenn man seine Lieferanten gut kennt, mit ihnen jahrelang durch dick und dünn geht, dann zahlt sich das auf verschiedene Arten aus.“
So hat Yellotools beispielsweise während der Corona-Zeit sogenannte Face-Shields gebaut, also Masken aus Hartplastik. Lieferprobleme gab es dabei nie: Die guten Kontakte und die Nähe zueinander haben dafür gesorgt, dass auf die Lieferanten auch weiterhin Verlass war.
Im Gegensatz zur Herstellung läuft die Vermarktung der Produkte weltweit. Dafür sorgen mehr als 300 Zwischenhändlerinnen und -händler in den USA, Kanada, Japan, Südafrika und vielen anderen Ländern. Über den Online-Shop sind die Produkte von Yellotools zudem für alle erhältlich.
Die Yellotools-Produkte werden zu 70 Prozent in der Manufaktur in Windeck hergestellt: Spritzguss-Maschinen, CNC-Fräsen, Laser-Anlagen, Wasserstrahlschneider und eine eigene Schreinerei machen es möglich, die Produkte schnell und genau an die Wünsche der Kunden anzupassen. „Unsere Konkurrenten in der Werkzeug-Herstellung sind riesige Unternehmen, Tanker, die sich schwer lenken lassen. Wir sind das Schnellboot. Und dadurch näher an den Kunden.“
Yellotools-WorkstationDa in der Branche hauptsächlich Materialien aus Kunststoff eingesetzt werden, haben sich Michael Althoff und sein Team Gedanken über mögliche Ersatz-Werkstoffe gemacht. Zum Beispiel für sogenannte Rakel, das sind biegsame Werkzeuge, mit denen Folien oder Plakate aufgebracht und die Reste sauber abgeschnitten werden. Beim Kleben nehmen die damit Arbeitenden die Rakel oft in den Mund, um die Hände frei zu haben. Anschließend werden die Tools dann weggeworfen.
Althoff wollte daher eine Lösung aus Materialien, die nicht krebserregend und biologisch abbaubar sind. Der neu entwickelte Rohstoff hat ähnliche Eigenschaften wie der bisher verwendete Kunststoff und besteht aus Milchsäure, Pilzen, Rohrzucker, Mais und weiteren Zutaten. Und ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Eine weltweite Neuerung „made in Windeck“.
Erfindungen, Entwicklung, Vermarktung – für die 35 Mitarbeitenden gibt es viel zu tun. Wer sich davon einen persönlichen Eindruck verschaffen möchte, ist vor Ort willkommen: „Besucht doch einfach mal unsere Produktion in Windeck und erlebt eins der motiviertesten, freundlichsten und effektivsten Teams überhaupt“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.
Althoff schwört auf Nachhaltigkeit durch Lean Management in der Mitarbeiterführung und ist überzeugt: Seit er den fünf Prinzipien der Unternehmensphilosophie folgt, wird seine Firma jeden Tag ein Stückchen besser. Die Mitarbeitenden bleiben dem Unternehmen treu, es gibt wenig Fluktuation, was wiederum dem Fachkräftemangel vorbeugt.
Der Begriff „lean“ bedeutet „verschlankt“. Es geht hier darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Unternehmensführung. Ein wichtiger Teil ist die Fehlerkultur. „Wenn ein Fehler passiert, dann beschuldige nie den Menschen, sondern immer den vorgelagerten Prozess“, empfiehlt der Geschäftsführer. „Offenbar habe ich mit dem Mitarbeiter dann nicht klar genug kommuniziert. Das muss ich beim nächsten Mal ändern.“
Das ganze Team trifft sich morgens für eine halbe StundeMorgens um acht Uhr trifft sich das gesamte Team für eine halbe Stunde, um mögliche Fehler zu analysieren, die Produktions-Schritte zu optimieren und neue Aufgaben zu definieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich einbringen und werden dadurch wertgeschätzt.
Ein Grundproblem in der Mitarbeiterführung sei das so genannte „guessing and assuming“ (erraten und schlussfolgern; die Red.). Oft setze man etwas als Tatsache voraus, ohne wirklich darüber gesprochen zu haben. „Wenn der Gabelstapler nicht an seinem Platz steht, sondern plötzlich um die Ecke geparkt ist, dann nutzt es nichts, herumzuschreien. Denn womöglich hat der Mitarbeiter sich etwas dabei gedacht.“
Für Michael Althoff ist das Lean Management nicht mehr aus seinem Betrieb wegzudenken. Er möchte auch andere davon überzeugen: So schult er als Coach unter anderem die Baufirma Strabag, die mit ihren 74.000 Mitarbeitenden auf Lean Management umstellen möchte. Auch aus wirtschaftlichen Gründen. Durch die neue Leitungsperspektive sind zum Beispiel bei Yellotools die Krankentage der Mitarbeiterschaft deutlich gesunken. Es gibt eine gute Balance zwischen Förderung und Forderung. Das kommt dem Betrieb zugute.
Gut, wenn alle etwas davon haben: Das soziale Engagement im Ort ist für Michael Althoff ebenfalls sehr wichtig. Und der Einsatz für die direkte Umgebung, zum Beispiel in einem Projekt für Aufforstung. Auch hier sei Nähe für ihn wesentlich, es gebe genug zu tun, sagt er.
Michael Althoff ist das soziale Engagement vor Ort wichtigDarüber hinaus sucht Yellotools Wege in die Kreislaufwirtschaft: Große Schneide-Unterlagen aus PVC werden nach Gebrauch von einem Partnerunternehmen aus dem Ort geschreddert und zu Grillmatten verarbeitet. Das Projekt läuft gerade an und soll zudem die Kundenbindung erhöhen: Für mehr Nachhaltigkeit können sie die Schneide-Unterlagen einschicken und erhalten dafür eine der Grillmatten zurück.
„Es muss immer drei Gewinner geben: Die Kunden, die Mitarbeitenden und die Firma“, so Althoff. Das ist für ihn der Grundstein zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen.
Marion Theisen, freie Journalistin, Bonn