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„Seien Sie mutig!“
Interview mit Dr. Christian Temath, Geschäftsführer der Kompetenzplattform und Vernetzungsinitiative KI.NRW
KI.NRW-Geschäftsführer und Wirtschaftsinformatiker Dr. Christian TemathDamit mehr Betriebe aller Branchen von KI profitieren, gibt es in Nordrhein-Westfalen seit 2018 die zentrale Anlaufstelle und Vernetzungsinitiative KI.NRW. Angesiedelt ist die Kompetenzplattform, die kleine und mittlere Unternehmen begleitet und unterstützt, am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin. „Die Wirtschaft“ sprach mit dem KI.NRW-Geschäftsführer und Wirtschaftsinformatiker Dr. Christian Temath.
Wer sind die Zielgruppen von KI.NRW?
Unser Fokus sind kleine und mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Wir begleiten und unterstützen sie auf ihrem Weg zu und mit KI. Darüber hinaus adressieren wir das gesamte KI-Ökosystem in NRW, von anwendenden Unternehmen und Start-ups über Forschungseinrichtungen bis zu Wirtschafts- und Wissenschaftsverbänden. Außerdem unterstützt KI.NRW innovative Gründungen. Das Ziel ist klar: NRW will in der Champions League der KI mitspielen!
Wo spielt NRW derzeit?
Nordrhein-Westfalen verfügt über ein gut etabliertes KI-Ökosystem. Mit über 70 Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen bietet das Land eine starke Forschungslandschaft, zugleich haben wir hier jede Menge innovativer Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo KI schon erfolgreich im Einsatz ist. Das reicht von Leuchtturmprojekten in der Medizin – etwa am Universitätsklinikum Bonn –, über erfolgreiche Anwendungen im Handel, bei der Logistik bis hin zu Medien und dem Rechtswesen.
Weshalb brauchen Betriebe die Begleitung und Unterstützung durch KI.NRW?
Umfragen zeigen, dass KI seit der Veröffentlichung von ChatGPT im Herbst 2022 in aller Munde ist und kein Unternehmer bzw. keine Unternehmerin mehr daran zweifelt, dass es sich um eine wesentliche Schlüsseltechnologie handelt, mit der sich die Betriebe auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig geben die meisten Befragten an, selbst noch nicht in die KI-Welt gestartet zu sein oder sich irgendwie abgehängt zu fühlen.
Es ist nach wie vor sehr viel Aufklärung nötig – vor allem in kleineren Betrieben: Was kann KI? Was sollte sie in meinem spezifischen Unternehmenskontext leisten, wo kann sie Mehrwert bringen? Aber auch: Wo liegen die Grenzen bei ihrem Einsatz?
Und wo liegen die Grenzen?
KI ist nicht per se ein Heilsbringer. Für bestimmte Fragestellungen in Betrieben reichen beispielsweise etablierte Prognoseverfahren völlig aus. Eine KI muss schließlich erst sehr aufwändig trainiert und mit Daten gefüttert werden.
Wie lässt sich erkennen, ob der Einsatz von KI im Unternehmen sinnvoll ist?
Die Unternehmen analysieren zunächst den Prozess, um den es geht, vor und mit dem Einsatz von KI und schauen, wie sich dieser mit KI optimieren ließe. Kommt man zu dem Ergebnis, dass die KI zum Beispiel helfen kann, den Prozess in der Vielzahl der Fälle zu beschleunigen, kann auf dieser Basis entschieden werden, ob dies die Investition in KI rechtfertigt oder ob man am bewährten Prozess festhalten möchte.
Worin besteht Ihrer Meinung nach der Nutzen für Unternehmen?
KI ist dazu da, um zu helfen. Aus der Gebäudetechnik und -automatisierung wissen wir etwa, dass sich durch KI zehn bis 15 Prozent Heizungsenergie einsparen lassen. Auch beim Auslesen von Informationen aus Dokumenten ist KI schon etabliert. Viele Prozesse lassen sich damit beschleunigen und die Mitarbeitenden haben dann wieder mehr Zeit, sich um wichtigere oder übergeordnete Aufgaben zu kümmern.
Wie wird man als kleineres Unternehmen denn „KI-fit“?
Zuallererst ist es wichtig, einfach und messbar zu starten. Wer genau weiß, wo die Knackpunkte liegen, kann auch gut einschätzen, an welchen Stellschrauben man mit KI drehen müsste, um den Prozess signifikant zu verbessern. Sie sollten KI zudem als Teamsport verstehen und möglichst viele relevante Personen aus den Unternehmen einbeziehen. Das schafft Akzeptanz.
Was ist noch wichtig?
Gute Daten! Sie sind die Basis aller KI-Lösungen. Die Qualität der verfügbaren Daten muss für jedes Unternehmen am Anfang einer KI-Reise stehen. Da müssen nicht wenige Betriebe noch einige Hausaufgaben machen.
Und dabei unterstützen Sie?
Wir bieten kleinen und mittleren Unternehmen umfangreiche Informationen und Beratungsangebote für ihre KI-Reise. Diese sind kostenfrei und können über www.ki.nrw gebucht werden. Dazu zählen zum Beispiel unser „Schnellstart“-Angebot, eine „KI.Sprechstunde“ oder unsere „AI Design Sprints™“ sowie „AI.Shadowings“. Gemeinsam mit den Unternehmen identifizieren wir mögliche Anwendungsfälle für KI. Meine wichtigste Botschaft lautet: Die Betriebe sind nicht allein. Sie können uns immer ansprechen, wir helfen gerne bei der KI-Reise. Seien Sie also mutig und beginnen Sie mit Ihrem Einstieg in die Künstliche Intelligenz!
Das Interview führte Lothar Schmitz, freier Journalist, Bonn