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Anna-Lena KrannichIn NRW gibt es ein besonderes Angebot für alle Unternehmen der Gastronomie und Hotellerie: Sie können sich bei Fragen rund um eine nachhaltige und digitale Transformation neutral und kostenfrei beraten lassen. Das vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie geförderte Projekt „Transformationscoaches“ macht es möglich. Angesiedelt ist das Projekt mit vier Stellen beim DEHOGA Nordrhein-Westfalen. Wir sprachen mit Anna-Lena Krannich. Sie ist eine der vier Transformationscoaches.
Die größte Überraschung für mich war der dynamische Arbeitsalltag, der vieles Geplante über den Haufen wirft. In der Theorie gut durchdacht und geplant, im Tagesgeschäft bei unerwarteten Ereignissen wie Krankheitsausfällen schwierig. Andere Stichpunkte in dem Zusammenhang: Der Zielkonflikt zwischen ökologischen Zielen und finanziellen Interessen, die Verfügbarkeit von nachhaltigen Ressourcen, wie Bio-Produkten beispielsweise, oder die Schulungsnotwendigkeit in einer personalintensiven Branche.
Die Hotels in NRW sind so vielfältig, dass es keine universelle Lösung gibt. Im Mittelpunkt stehen wirtschaftliche Aspekte: Spare ich Ressourcen wie Wasser, Energie, Lebensmittel oder reduziere meine Abfallmengen, arbeite ich ökonomisch wie ökologisch. Digitalisiere ich Prozesse, zum Beispiel beim Onboarding, spare ich Papier und Zeit und verbessere die Arbeitsbedingungen. Ganz wichtig ist bei allem, die Mitarbeitenden als Umsetzende und Ideengebende einzubeziehen. Damit kann ich gleichzeitig den Zusammenhalt im Team stärken, was wiederum die Arbeitsbedingungen – Stichwort soziale Nachhaltigkeit – verbessert. Das gilt natürlich auch in der Gastronomie.
Das Entwicklungspotenzial in der Gastronomie ist sicher besonders groß. Das hängt mit der noch kleinteiligeren Struktur der Gastronomie zusammen und dem häufig höheren Tagesdruck. Deshalb unsere Empfehlung: Erst die einfachen, wirkungsvollen Dinge machen, wie das regelmäßige Entkalken und Enteisen der Geräte, Abfall reduzieren, Warenmanagement vorantreiben, dann komplexere Themen.
Bei mir hat sich Danielle Bieger vom Krewelshof via E-Mail gemeldet. Wir haben mit einer Bedarfsanalyse begonnen. Wo liegt der Betrieb, wie viele Beschäftigte hat er, was ist ihr Ziel, was wird bereits gemacht?
Wir haben geschaut, in welchen Bereichen eine Transformation möglich ist und wo der größte Hebel für nachhaltige Veränderungen auf dem Krewelshof liegt. In einem gemeinsamen Videocall haben wir die Bereiche für den nächsten Schritt identifiziert. Abschließend bzw. im Nachgang erhielt Bieger eine Zusammenfassung in Form eines Protokolls. Darin wurden die möglichen Maßnahmen im Detail aufgeführt.
Der Fokus lag dabei auf zwei zentralen Aspekten: zum einen auf der aktiven Einbindung der Mitarbeitenden, um deren Selbstwirksamkeit zu stärken. Ein konkreter Vorschlag in diesem Zusammenhang war die Bildung eines Green-Teams – also einer internen Arbeitsgruppe aus Mitarbeitenden verschiedener Bereiche, die gemeinsam Nachhaltigkeitsprojekte anstoßen und mitgestalten. Dies fördert nicht nur die Identifikation mit dem Unternehmen, sondern stärkt auch das Verantwortungsbewusstsein und die Motivation jedes Einzelnen. Zum anderen auf der Steigerung der Sichtbarkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen. Dies könnte beispielsweise durch ein Unternehmensleitbild oder eine gezielte Kommunikation in Richtung der Gäste erfolgen.
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft der Branche. Aber natürlich ist nicht alles notwendig, was als nachhaltig verkauft wird. Am Schluss gilt bei den endlichen Mitteln: Mit welchem Euro-Einsatz erreiche ich am meisten.
Lothar Schmitz, Wirtschaftsjournalist, Bonn