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Antonio Casellas

Was verbindet Sie und Ihre Familie mit der Region Bonn/Rhein-Sieg

Das Rheinland ist seit Jahrhunderten ein „Schmelztiegel“ Europas. Meine Familie lebt seit 1910 in Siegburg – nun in der 5. Generation, ohne die Wurzeln in Katalonien zu vernachlässigen. Wir haben in der ganzen Zeit nie Nachteile oder Vorurteile erlebt.

Sie engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich für die IHK. Warum würden Sie anderen Menschen empfehlen, sich einzubringen?

Manche bemängeln, dass die IHKs Pflichtverbände sind. Das ist richtig, aber auch notwendig. Die IHK bietet wichtige Dienstleistungen für die Wirtschaft und hat durch die Vollversammlung eine 100-prozentig demokratische Basis. Ich persönlich habe viel Unterstützung erfahren und ein ausgezeichnetes Netzwerk vorgefunden. Die IHKs garantieren außerdem eine qualitativ hohe Ausbildung, die sich immer wieder den wirtschaftlichen Gegebenheiten anpasst.

Was sind heute die größten Herausforderungen für den Industriestandort?

Bekanntlich hat Deutschland keine Rohstoffe, die man wirtschaftlich nutzen kann. Unser Kapital sind die Menschen, die Ingenieure und Facharbeiter sowie unsere Kreativität und unser Erfindungsreichtum. Zurzeit verlieren wir aber die wirtschaftliche Umsetzungskraft: Das Geschäft mit der Digitalisierung machen China und die USA, obwohl entscheidende Erfindungen aus Deutschland kamen. Wir sind stark im Erfinden, aber schwach in der operativen Umsetzung.

KI ist das Thema dieser Tage. Was hat Bonn hier anderen Regionen voraus?

In Bonn wurden bedeutende Grundsteine der KI-Forschung gelegt. So wurde beispielsweise der Roboter RHINO, ein erster Vorläufer des autonomen Fahrens, an der Universität Bonn entwickelt. Umgesetzt wurde diese Technologie jedoch in den USA. Deutschland muss den Fokus stärker auf die industrielle Umsetzung neuer Technologien legen. Einen Grundstein hat das Land mit dem Deutschen Museum Bonn geschaffen, das sich als KI-Zentrum für ganz NRW neu erfunden hat. Aus dieser Keimzelle könnte noch viel entstehen.

Pisa-Studie, Corona-Folgen: Wie steht es um die Bildung im MINT-Bereich?

Ich werde nicht den Fehler begehen und über unsere Schülerinnen und Schüler herziehen. Ich bin Optimist und glaube fest daran, dass die jungen Menschen in unserem Land das Potenzial haben, überall mitzuhalten. Unsere Schülerinnen und Schüler sind unser Kapital für die Zukunft und nicht unser „Ballast“. Sie und ihre Lehrkräfte als entscheidende Vermittler gilt es mit allen Mitteln zu fördern. Bildung und Weiterbildung sind unser volkswirtschaftliches Kapital. Leider wird dies zurzeit kaum erkannt.

Ihr Freizeittipp für die Region?

Das Deutsche Museum Bonn bietet Technologie zum Anfassen für alle Altersstufen. Das Land NRW, der LVR und private Sponsoren haben sechs Millionen Euro in die Weiterentwicklung des Museums zum KI-Forum investiert. Herausgekommen ist eine hochmoderne „digitale WissensWerkstatt“ die bundesweit einzigartig ist. Ich kann jedem empfehlen, selbst einmal bei einem Besuch zu erleben, wie anschaulich das Thema Künstliche Intelligenz hier vermittelt wird.