Die Agentur für Arbeit Bonn, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, die Kreishandwerkerschaft (KH) Bonn/Rhein-Sieg und die Handwerkskammer (HWK) zu Köln präsentierten in ihrer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag, den 31. Oktober 2025, ihre Bilanz des Berufsberatungsjahres 2024/25 für die Region.
Gemeldete Ausbildungsstellen und Bewerber*innen
Der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg wurden im zurückliegenden Berichtsjahr 4.846 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 42 Stellen (+0,9 Prozent) mehr als im Vorjahr. Der Stellenzuwachs geht auf den Rhein-Sieg-Kreis zurück. Das Stellenangebot in der Stadt Bonn hat geringfügig abgenommen (-0,5 Prozent). Die Zahl gemeldeter Bewerberinnen und Bewerber stieg ebenfalls zum Vorjahr um 200 (+4,0 Prozent) auf insgesamt 5.238. Dabei ist das Interesse bei den Bewerberinnen und Bewerbern in der Stadt Bonn mit 6,4 Prozent stärker gestiegen als im Rhein-Sieg-Kreis (2,8 Prozent). Fast zwei Drittel (62,3 %) der Ausbildungsinteressierten sind unter 20 Jahre alt.
„Das Interesse der Betriebe, mit eigener Ausbildung den Fachkräftemangel selbst zu verringern, ist in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis weiterhin hoch“, hält Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, fest. „Das ohnehin schon breite Ausbildungsangebot aus dem Vorjahr wurde in diesem Jahr noch einmal leicht überboten.“ Weil die Betriebe bei der Meldung ihrer offenen Ausbildungsstellen eng mit der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg zusammenarbeiten, spiegeln die Zahlen auch ein realistisches Bild des Ausbildungsmarkts wider.
Dass sich erneut mehr Jugendliche für eine Berufslaufbahn mit Ausbildung interes-sieren, führt die Agentur für Arbeit auch auf die weitere Steigerung des eigenen Be-ratungsangebots für Jugendliche zurück. So wurden zum einen die regelmäßigen Sprechstunden an den Schulen verstärkt. Zum anderen wurden die bestehenden Veranstaltungskonzepte zeitlich besser auf die Anforderungen der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten - beispielsweise wurden Veranstaltungen in den Vormit-tag verlegt. Außerdem wurden insgesamt mehr als 1.800 Schülerinnen und Schüler, die in ihrer Schule angegeben hatten, noch keine konkrete Perspektive für die Zeit nach dem Schulabschluss zu haben, aktiv angeschrieben und zu verschiedenen Vermittlungsaktionen eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltungen „Chance 2025“ und „Last Minute Ausbildung 2025“ nutzten so noch einmal mehr als 500 Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich mit Berufsberaterinnen und -beratern über ihre Interessen und Fähigkeiten auszutauschen, ihre Ausbildungschancen kennenzulernen und bei Bedarf direkt mit Betrieben in Kontakt zu kommen. Dabei legte die Berufsberatung ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Jugendlichen, die aufgrund von schulischen Leistungen oder anderen Gegebenheiten Vermittlungshemmnisse aufweisen oder sich erst spät mit beruflicher Orientierung auseinandersetzten.
Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, sagt: „Wir freuen uns, dass wir das Interesse von jungen Menschen, ihr be-rufliches Glück mit Hilfe einer Ausbildung zu finden, weiter steigern konnten. Nun muss es uns noch besser gelingen, auch Ausbildungsinteressierte und Betriebe zusammenzubringen, die sich gegenseitig nicht auf Anhieb im Blick hatten.“
Ausbildungsstellen nach Berufsgruppen und schulischer Qualifikation
Differenziert nach Berufsgruppen wurden der Agentur für Arbeit Bonn seit dem 1. Oktober 2024 folgende Stellen am häufigsten gemeldet: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (509), Verkäufer*in (379), Kaufmann*frau Büromanagement (240), Medizinische*r Fachangestellte*r (223), Fachwirt*in Handel (220), Zahnmedizinische Fach-angestellte (170), Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik (113), Fachkraft Lagerlogistik (100), Elektroniker*in, Energie- und Gebäudetechnik (96), Verwaltungsfachangestellte, Bundesverwaltung (93).
Auf einen Großteil der Ausbildungsplätze (52,1 Prozent) konnten sich Interessierte ab einem Hauptschulabschluss bewerben, bei 27,8 Prozent benötigten sie einen Realschulabschluss und bei 10,4 Prozent mussten Bewerberinnen und Bewerber eine (Fach-)Hochschulreife vorweisen. Verglichen mit den vorangegangenen Jah-ren ist die Anzahl der Ausbildungsplätze mit der Mindestanforderung Realschulab-schluss um 8,6 Prozent gesunken, während die Ausschreibungen für Hauptschul-absolventen um 2,8 Prozent und für (Fach-)Hochschulreife um 9,1 Prozent gestie-gen sind. Demgegenüber ist die Zahl an Ausbildungsinteressierten bei den Real-schulabsolvierenden (+5,4 Prozent) und bei denjenigen mit (Fach-)Hochschulabschluss (+3,8 Prozent) gestiegen, während die Zahl der Interessierten mit Hauptschulabschluss (-2,1 Prozent) leicht abgenommen hat.
Bilanz abgeschlossener Ausbildungsverträge
Die Handwerkskammer (HWK) zu Köln zieht mit Blick auf die Ausbildungsverträge eine positive erste Bilanz zum Ausbildungsmarkt. In ihrem gesamten Bezirk wurden bis zum 30. September 2025 4.664 neue Ausbildungsverträge eingetra-gen, das sind 324 bzw. 7,5 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjah-res. Zum Vergleich: Allen sieben nordrhein-westfälischen Handwerkskammern la-gen bis Ende September 25.675 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge vor – 1,54 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. In Bonn/Rhein-Sieg wurden zusammengenommen bis Ende September 1.450 neue Ausbildungs-verträge registriert – 136 bzw. 10,4 Prozent mehr als Ende September 2024.
Ulrike Pütz, Abteilungsleitung Karrierewerkstatt der HWK Köln: „Wir sehen für unseren gesamten Kammerbezirk und auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg derzeit ein erfreuliches Plus an neuen Ausbildungsverträgen im Handwerk. Das Ziel ist es natürlich, möglichst viele junge Menschen auch zu einem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu bringen. Darüber hinaus arbeiten wir weiter tatkräftig daran, die gestiegene Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in Vertragsabschlüsse umzumünzen. Dafür braucht es noch mehr Betriebe im Handwerk, die Ausbildungsplätze an-bieten und ihre Fachkräfte von morgen selbst ausbilden.“
Besonders gefragt sind in Bonn/Rhein-Sieg Ausbildungen in den Metall- und Elekt-roberufen (Bonn: 202 Verträge, Rhein/Sieg: 529 Verträge). Viele Verträge gibt es auch im Bereich Bau/Ausbau (Bonn: 84, Rhein-Sieg: 212), dazu zählen beispiels-weise Dachdecker. Mehr Ausbildungsverträge als zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres gibt es auch in den Berufen des Gesundheits- und Körperpflegehand-werks (Bonn: 92, Rhein/Sieg: 93). Hierzu zählen beispielsweise die Friseure, bei denen in Bonn 25 Ausbildungsverträge mehr als im Vorjahr gezählt wurden.
Für die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg stellt Hauptgeschäftsführer Oliver Krämer fest: „In der Region Bonn/Rhein-Sieg verzeichnen wir den stärksten Zuwachs an neuen Ausbildungsverträgen im gesamten Bezirk der Handwerkskammer zu Köln. Dies ist ein deutliches Zeichen für die wirtschaftliche Stärke unserer Region und ein ermutigendes Signal für den Ausbildungsmarkt. Im Rhein-Sieg-Kreis konnten insbesondere die sogenannten Klimahandwerke ihre Ausbildungs-zahlen weiter steigern. In Bonn zeigt sich zudem ein spürbarer Anstieg in den Ge-sundheitshandwerken, was die Auswirkungen des demografischen Wandels deut-lich widerspiegelt. Für uns als Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg bestätigt dieses Ergebnis die erfolgreiche Arbeit unserer Innungen und Betriebe sowie unser gemeinsames Engagement für eine starke und zukunftsorientierte Ausbildung im Handwerk.“
Im Zuständigkeitsbereich der IHK Bonn/Rhein-Sieg sind zum Stichtag 30.09.2025 insgesamt 2.388 Ausbildungsverträge eingetragen worden. Das sind 135 Verträge (5,4 Prozent) weniger als im Vorjahr. Auf NRW-Ebene beträgt der Rückgang bei den IHK-Berufen 6,8 Prozent. „Es gibt ein breites Angebot an Ausbildungsplätzen in unserer Region. Unsere Mitgliedsbetriebe haben trotz der konjunkturellen Flaute in den letzten beiden Jahren mehr als ein Fünftel zusätzliche Ausbildungsplätze angeboten, konnten jedoch nicht alle besetzen“, sagt Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer für Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
Offene Ausbildungsstellen und unversorgte Bewerber
Zum Abschluss des Beratungsjahres suchen im Agenturbezirk Bonn noch 480 Aus-bildungsinteressierte eine Stelle, während gleichzeitig noch 712 Stellen in Be-trieben unbesetzt sind. Dabei gestaltet sich das Verhältnis je nachdem, ob man in die Stadt Bonn oder in den Rhein-Sieg-Kreis blickt, unterschiedlich: Während auf 100 unbesetzte Stellen im Kreis nur 46 Bewerberinnen und Bewerber kommen, sind es in der Stadt Bonn 118 Bewerberinnen und Bewerber.
In der Gesamtschau gibt es mehrere Gründe, warum nicht jeder oder jede Su-chende eine Ausbildungsstelle hat: Zum einen sind die noch vorhandenen Stel-len nicht immer mit den Interessen und Fähigkeiten der noch suchenden jungen Menschen übereinzubringen. Derzeit sind noch besonders viele Ausbildungsstellen in folgenden Berufsgruppen verfügbar: Kaufmann*-frau im Einzelhandel (76), Verkäufer*in (55), Zahnmedizinische*r Fachangestellte*r (42), Fachwirt*in Handel (38), Kfz-Mechatroniker*in - PKW-Technik (28), Fachverkäufer*in-Lebensmittelhandwerk – Bäckerei (27), Medizinische*r Fachangestellte*r (22), Fachkraft Lagerlogistik (18), Koch/Köchin (16) und Fleischer*in (15).
Demgegenüber interessieren sich aber die 480 jungen Menschen, die derzeit noch nach einer Ausbildung suchen, für folgende Berufe: Kaufmann/-frau – Büromanagement (39), Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung (28), Kfz-Mechatroniker*in - PKW-Technik (18), Fachinformatiker*in - Systemintegration (16), Medizinische*r Fachangestellte*r (16), Verkäufer*in (15), Friseur*in (14), Immobilienkaufmann*frau (13), Kaufmann*frau im Einzelhandel (13) und Anlagenmechaniker*in Sanitär-/Heizung, -Klimatechnik (11).
Weitere Gründe können Hemmnisse bei der Mobilität oder nicht ganz optimale Fachnoten sein. Die Agentur für Arbeit bietet in allen Fällen Hilfe an: Die Berufsbe-ratung informiert über weitere Berufsfelder, die den eigenen Vorstellungen nahelie-gen, sowie zu Überbrückungs- oder Fördermöglichkeiten. Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, sagt dazu: „Das Beratungsjahr mag offiziell an sein Ende gekommen sein, wir informieren und ver-mitteln jedoch durchgängig. Es gibt noch viele Betriebe, die eine passende Person weiterhin bis zum Ende des Jahres einstellen würden. Und wenn der Betrieb und der oder die Ausbildungswillige sich einig sind, stehen wir auch gerne mit Förderangeboten zur Seite.“
In Hinblick auf die Kammerbilanzen ist folgendes zu ergänzen:
Mit Blick auf die noch offenen Ausbildungsstellen gibt Jürgen Hindenberg von der IHK Bonn/Rhein-Sieg zu bedenken: „Für Ausbildungsinteressierte gibt es weiter-hin noch viele Möglichkeiten. Bei der Suche helfen wir mit unseren Beratungs-teams. Der Knackpunkt ist jedoch oft die Berufsorientierung. In unserer Region be-sucht der größte Anteil eines Jahrgangs das Gymnasium. Dort steht noch zu häufig allein der Weg zum Studium im Fokus. Viele erfolgreiche Karrierewege beginnen jedoch mit einer Ausbildung. Deshalb bieten wir allen Schulen – auch den Gymnasien – unsere Unterstützung an.“
Bei dem IHK-Programm der „Ausbildungsbotschafter“ besuchen Auszubildende Schulen, um den Schülerinnen und Schülern die ganze Vielfalt und die Möglichkei-ten einer Ausbildung näherzubringen. Ausbildungsinteressierte und Betriebe berät die IHK im Rahmen des vom Bund geförderten Programms „Passgenaue Beset-zung“. In einem Teilprojekt kümmern sich dabei die „Willkommenslotsen“ zusätzlich um Flüchtlinge und Migranten. Weitere Informationen unter www.ihk-bonn.de/aus-bildungsbotschafter sowie www.ihk-bonn.de/ausbildungsvermittlung.
Ulrike Pütz, HWK zu Köln betont: „Die guten Ausbildungszahlen zeigen, dass un-sere Arbeit wirkt und dass viele junge Menschen eine differenzierte Sicht auf ihre beruflichen Möglichkeiten haben: Sie sehen eine gute Ausbildung im Handwerk – neben anderen Möglichkeiten – als attraktive Option an! Viele Jugendliche suchen eine sinnstiftende und erfüllende Tätigkeit und begeistern sich für einen von vielen spannenden Handwerksberufen. Angesichts einer wirtschaftlich unsicheren Lage stellen wir zugleich fest, dass viele Jugendliche die Sicherheit im Handwerk zu schätzen wissen.“
Die Handwerkskammer zu Köln arbeitet auf vielen Wegen daran, junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen. Die Messe AZUBI MEETUP HANDWERK in der Lanxess Arena verzeichnete im Frühjahr 1.500 Besucherinnen und Besucher, mit der „Schulhoftournee“ werden die Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen direkt auf dem Pausenhof über die 130 Ausbildungsberufe im Handwerk informiert. Interessierte Jugendliche finden bei den Coaches der Karrierewerkstatt und der Ausbildungsberatung fachkundige Beratung in Sachen Berufswahl. Die Ausbil-dungsberatung berät zudem auch die Ausbildungsbetriebe. www.hwk-koeln.de/kar-rierewerkstatt und www.hwk-koeln.de/ausbildungsberatung.
Bildunterschrift:
Präsentierten die Jahresbilanz am Ausbildungsmarkt 2024/25 in der Region Bonn/Rhein-Sieg (v. l. n. r.): Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Ulrike Pütz, Abteilungsleitung Karrierewerkstatt der HWK Köln, Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, und Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg.
Bildnachweis: Agentur für Arbeit Bonn


