Trotz Mega-Schulden: Unternehmen in Region bleiben bei Konjunktur skeptisch

Umfrage: Neue Regierung hat Stimmung bislang nicht gedreht

Trotz der angekündigten schuldenfinanzierten Investitionsprogramme ist es der Bundesregierung bislang nicht gelungen, die lahmende Konjunktur wieder in Schwung zu bringen. Auch die Unternehmen in der Region Bonn/Rhein-Sieg blicken weiterhin skeptisch in die Zukunft. Das zeigt der neue Wirtschaftslagebericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. So sinkt der IHK-Konjunkturklimaindex im Herbst auf 92 Punkte. Nur 15 Prozent der Unternehmen rechnen kurzfristig mit einer Verbesserung der Lage.

„Die neue Koalition hat es leider versäumt, das positive Momentum nach der Bundestagswahl zu nutzen, um einen echten Stimmungsumschwung anzustoßen“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen. „Die Unternehmen sehen in Berlin zu viel Klein-Klein und Koalitionszank, aber noch nicht den großen Wurf, für den alle Koalitionäre über ihren Schatten springen, insbesondere bei den Sozialversicherungen und der Bürokratie. Wir brauchen einen nachvollziehbaren Pfad der Reformen, mit dem die Politik den Unternehmen Rückenwind und vor allem Freiräume verschafft.“

Einzelhandel leidet unter schlechter Stimmung

Dementsprechend nennen die Unternehmen am häufigsten die Inlandsnachfrage als größtes Geschäftsrisiko, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Unter der schlechten Stimmung leidet insbesondere der Einzelhandel. Der Geschäftsklimaindex liegt in der Branche nur bei 68 Punkten. Schwierig ist die Lage auch in der Industrie. Rund 40 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Rückgang der Exporte.

Bei den neu aufgenommenen Schulden drängt die IHK auf klare Prioritäten. „Investitionen in die Infrastruktur sind dringend nötig, gerade in unserer Region“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille. „Wenn die Bundesregierung auf der einen Seite Sozialleistungen und Subventionen ausweitet und auf der anderen Seite die Finanzierung wichtiger Verkehrsprojekte wie des Tausendfüßlers öffentlich diskutiert werden muss, weil sie infrage steht, läuft etwas falsch. Der neue Spielraum durch die Sonder-Verschuldung darf nicht als Verschiebebahnhof missbraucht werden – die zusätzlichen Mittel müssen ausschließlich in die Infrastruktur fließen.“

Nach Wahl: Kommunen können Beitrag für Umschwung leisten

Neue Impulse für einen Stimmungsumschwung können aber auch die Kommunen setzen. Dazu sagt Hille: „Nach den Kommunalwahlen sind jetzt Oberbürgermeister, Landrat, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die neuen Räte gefordert. Mit einer unternehmensfreundlichen Verwaltung, Flächen für Gewerbe und Wohnen und einer ausgewogenen Verkehrspolitik können sie die Rahmenbedingungen für die ansässigen Unternehmen verbessern, unter Umständen auch neue anlocken. Von einer solchen Stärkung des Wirtschaftsstandorts profitieren die Kommunen dann über die Kommunalsteuern.“

An der Konjunkturumfrage haben sich im September und Oktober 2025 rund 340 Unternehmen beteiligt. Den vollständigen Bericht mit allen Branchenergebnissen finden Sie unter www.ihk-bonn.de/konjunktur.

Die 9 Punkte der IHK zur Kommunalwahl finden Sie unter www.ihk-bonn.de/standortpolitik/wirtschaftspolitische-positionen-der-ihk.