Wenn Temperaturen von nahezu 40 Grad Reisenden zusetzen oder Veranstaltungen wegen Starkregenereignissen buchstäblich ins Wasser fallen, spüren Hotels, Restaurants und Reiseunternehmen auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels. Zugleich wünschen sich Gäste zunehmend nachhaltige Angebote. In ihrem neuesten Nachhaltigkeitsbericht hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg nun beschrieben, wie umfassend die Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit für die Branche in der Region sind.
Neue Anforderungen durch Geschäftskunden
„Auf den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit einzugehen und entsprechende Produkte und Leistungen anzubieten, wird für viele Betriebe immer wichtiger. Zugleich müssen sie bei touristischen Angeboten vermehrt Starkregen, Hitzewellen und Dürreperioden einkalkulieren“, sagt Prof. Dr. Stephan Wimmers, Geschäftsführer für Standortpolitik der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
So legt die Hälfte der deutschen Urlauber einer Umfrage des Deutschen Tourismusverbands zufolge Wert darauf, dass ihr Urlaub nachhaltig ist. Für mehr als die Hälfte ist zudem laut einer ADAC-Umfrage eine intakte Natur ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die Wahl des Urlaubsziels. Unternehmen, die sich auf Geschäftsreisende konzentrieren, bemerken ebenfalls wachsende Anforderungen der Kundschaft. So achten etwa Großunternehmen bei geschäftlichen Reisen verstärkt auf Nachhaltigkeitsstandards.
Schlechte Rahmenbedingungen: Betriebe investieren aktuell nur wenig
Trotzdem investiert aktuell in unserer Region nur jedes achte Unternehmen aus dem Gastgewerbe in Umweltschutzmaßnahmen. Die Investitionszurückhaltung ist vor allem auf Unsicherheiten über künftige gesetzliche Vorgaben und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. Laut der Tourismusumfrage der IHK aus dem Frühjahr 2025 sehen 73 Prozent der Betriebe in den Rahmenbedingungen ein Risiko für ihre Geschäftsentwicklung.
„Viele Unternehmen in der Tourismusbranche stehen unter hohem Anpassungsdruck. Zugleich sind sie immer wieder mit neuen regulatorischen Anforderungen konfrontiert“, sagt Wimmers. „Die schiere Masse an Vorgaben ist für die Betriebe teilweise kaum noch zu bewältigen. Zusätzliche Belastungen, etwa durch die neue EU-Verpackungsordnung, gilt es deshalb zu vermeiden.“
Branche steht für mehr als eine Milliarde Euro Umsatz
Die Tourismusbranche ist in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie steht für rund 15.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und einen steuerbaren Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.