Green Deal: Europäisches Parlament spricht sich für CO2-armen Wasserstoff als Brückentechnologie aus

Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben sich am 19. Mai 2021 zur europäischen Wasserstoffstrategie positioniert und die Rolle von CO2-armem Wasserstoff als „Brückentechnologie“ auf „kurz- und mittelfristige Sicht“ anerkannt. Damit steht Unternehmen neben dem Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien eine weitere Klimaschutzoption zur Verfügung.  
CO2-armer Wasserstoff wird meist aus Erdgas hergestellt, wobei beim Herstellungsverfahren mit dem höchsten Technologiereifegrad die anfallenden CO2-Emissionen abgeschieden werden (blauer Wasserstoff). Dieser Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen soll aus Sicht des Parlaments als Brückentechnologie den Übergang zu ausschließlich erneuerbaren Energien sicherstellen und dann so bald wie möglich zurückgefahren werden. 

Mit dem Bericht schließen sich die Abgeordneten mehrheitlich dem im März veröffentlichten Initiativbericht des Industrieausschusses des Europäischen Parlaments an. Sie fordern die Europäische Kommission auf, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der den Hochlauf eines Wasserstoffmarkts in der EU befördert. Im Grundsatz sollen die geltenden Regeln für den Erdgasmarkt als Ausgangspunkt genutzt werden. An dem Prinzip der Entflechtung (unbundling) solle festgehalten werden. Netzbetreiber dürften so nicht zugleich Betreiber von Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff sein.  

Zudem fordern die Abgeordneten eine einheitliche Definition für klimafreundlichen Wasserstoff und die Etablierung eines Herkunftsnachweissystems, die den reibungslosen Handel mit Wasserstoff ermöglichen sollen. Auch für den Import von Wasserstoff soll die EU Nachhaltigkeitsstandards setzen und dadurch Carbon Leakage verhindern. 

Darüber hinaus bedarf es nach Ansicht des Parlaments Maßnahmen, die die Nachfrage nach Wasserstoff steigern und somit Leitmärkte entstehen lassen. Erwähnt werden Quoten für eine begrenzte Anzahl spezifischer Endverbrauchssektoren oder Regeln für die öffentliche Beschaffung von Produkten, die mit klimafreundlichem Wasserstoff hergestellt wurden. Einen besonderen Fokus legt der Bericht auf grünen Stahl, der laut Ausschuss u.a. durch die Anrechnung auf die CO2-Flottengrenzwerte für PKW einen Nachfrageschub erleben könnte. Hierfür bedürfe es einer Strategie für sauberen Stahl. 

Der Bau von Herstellungsanlagen für grünen und CO2-armen Wasserstoff soll laut Bericht durch finanzielle Instrumente wie?Carbon Contracts for Difference?unterstützt werden. Diese sollen jedoch nur in einer Übergangsphase zum Einsatz kommen. Über CO2-Differenzkontrakte werden die Betriebskosten einer Anlage zur Herstellung eines klimafreundlichen Guts bezuschusst. Die Höhe der Beihilfe wird hierbei an das Preisniveau des Europäischen Emissionshandelssystems gekoppelt. 

Um den hohen Strombedarf für die Herstellung von grünem Wasserstoff decken zu können, drängen die Abgeordneten auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Hierzu sollen u.a. Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und die regionale Zusammenarbeit gestärkt werden. 

Die Europäische Kommission plant, Ende des Jahres im Rahmen des Green Deal Gesetzgebungsvorschläge zur Dekarbonisierung des Gassektors und Schaffung eines europäischen Wasserstoffmarkts vorzulegen. 

Quelle:
Newsletter des DIHK vom 21.05.2021