Energiepreise und Versorgungssicherheit existenzbedrohend

#GemeinsamUnternehmen Wirtschaftslage zum Herbst

Steigende Energiepreise, Sorgen um die Versorgungssicherheit, eine galoppierende Inflation und der Fachkräftemangel prägen die Wirtschaft in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

IHK-Präsident Stefan Hagen: Insbesondere die Frage nach einer sicheren Versorgung mit bezahlbarer Energie treibt derzeit viele Betriebe in allen Branchen sehr um. Für einige geht es schon jetzt um die Existenz.

In Summe ergibt sich daraus ein Absturz des IHK-Konjunkturklimaindex um 22 auf 80 Punkte. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg.

Die aktuelle Geschäftslage wird dabei von den Unternehmen noch leicht positiv bewertet. 28 Prozent bezeichnen diese als gut, 23 Prozent als schlecht.

Die Erwartungen für die kommenden Monat brechen dagegen stark ein. Fast 50 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, nur zehn Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Situation. „77 Prozent der Unternehmen sehen eine große Gefahr in der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und in deren Verfügbarkeit. 54 Prozent versuchen die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben, 31 Prozent wollen verstärkt in Energieeffizienzmaßnahmen investieren“ so IHK-Präsident Stefan Hagen. Diese Belastungen führen zu einer weiterhin verhaltenen Investitionsbereitschaft. 41 Prozent planen Einschnitte bei den Investitionen, nur knapp 30 Prozent wollen sich hier stärker engagieren. Konstant entwickelt sich weiterhin der Arbeitsmarkt. Trotz der Krise führt der Fachkräftemangel zu vielen offenen Stellen, die aktuell nicht besetzt werden können.

Negativ wird erneut die Entwicklung der Exporte beurteilt, über 40 Prozent gehen hier von einem Rückgang aus.

Das Geschäftsklima in der Industrie verliert nach dem Absturz im Frühsommer weiter an Boden. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille: “Das Zusammenwirken von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, fehlende Versorgungssicherheit, weiterhin gestörten Lieferketten, Fachkräftemangel und steigende Arbeitskosten belasten die Industrie weiterhin stark.“ Die gesunkenen Erwartungen, Rückgänge bei den Auftragseingängen und Exporten lassen keine schnelle Erholung erwarten. Dies führt  zu einem Rückgang der Beschäftigung.

Auch in der Dienstleistungsbranche brechen die Erwartungen ein, während die aktuelle Lage noch relativ gut bewertet wird. “Weiterhin leicht expansiv sind die Beschäftigungsabsichten ausgerichtet. Ziel ist es, die vorhandenen Fachkräfte zu behalten“ erklärt Dr. Hille.

Die Talfahrt im Einzelhandel beschleunigt sich nochmals und der Geschäftsklimaindex stürzt auf 61 Punkte ab. Dr. Hille:“ Damit erreicht die Stimmung im Einzelhandel wieder die Tiefpunkte der Coronapandemie. Steigende Kosten und Preise sowie eine große Verunsicherung der Verbraucher sorgen für Zurückhaltung beim Konsum“. Die aktuelle Lage wird nur noch von 18 Prozent als gut bezeichnet. 64 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäfte. Etwa ein Drittel der Einzelhändler berichtet von Rückgängen des Eigenkapitals und Liquiditätsengpässen. Folglich beschränken sich die Investitionen häufig auf Ersatzbedarf und Rationalisierungen.

Die Geschäftslage in der Informations- und Telekommunikationsbranche ist von einer moderaten Eintrübung geprägt. 34 Prozent bezeichnen diese als gut, 23 als schlecht. Die Erwartungen für die kommenden Monate weisen dagegen schon einen deutlich negativen Saldo aus. Die Schwierigkeiten der Industrie bremsen die Branche aus. Entsprechend stottert auch der Beschäftigungsmotor.

Im Gastgewerbe setzt sich die Berg- und Talfahrt der letzten Jahre fort. „Gastronomie und Beherbergungsgewerbe sind in besonderer Weise von den aktuellen Krisen betroffen. Verunsicherte Konsumenten sparen schnell beim Restaurantbesuch und bei anstehenden Hotelübernachtungen. Die Auswirkungen sind für die Branche besonders hart“ so Dr. Hille. Die aktuelle Lage und die Umsätze haben sich während des Sommers verbessert, die Erwartungen für die kommenden Monate lassen den Klimaindex dagegen abstürzen. Viele Gastwirte befürchten jetzt auch Beschäftigung abbauen zu müssen, beziehungsweise können offene Stellen erst garneicht besetzen.

Der IHK-Geschäftsklimaindex im Verkehrsgewerbe geht auf 78 Punkte zurück. Auslöser sind auch hier die negativen Erwartungen. Von den steigenden Energiekosten sind alle der befragten Unternehmen betroffen. Zudem fürchten drei Viertel der Unternehmen den zunehmenden Fachkräftemangel und 70 Prozent steigende Arbeitskosten. Aktuell versucht die Branche die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Durch die starke internationale Konkurrenz wird das aber nur begrenzt möglich sein.