Ukrainekonflikt: Unternehmen in der Region weiterhin betroffen

#GemeinsamUnternehmen Wirtschaftliche Folgen des Ukrainekriegs

Aufgrund des Jahrestages des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg in der ersten Februarhälfte auslandsaktive Unternehmen zu den Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit befragt. Wichtigstes Ergebnis der Blitzumfrage: Drei von vier der befragten Unternehmen zeigen sich direkt oder indirekt vom Krieg in der Ukraine betroffen. Geschäftlich verbunden waren vor 2022 knapp 60 Prozent mit der Ukraine, Belarus oder Russland. Betroffen sind also auch Unternehmen, die eigentlich auf anderen Märkten aktiv sind. Die Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine, Belarus und Russland bestanden vor allem im Export in diese Länder (44 Prozent). Für 16 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen spielte der Import aus den drei Ländern eine Rolle, 13 Prozent erbrachten Dienstleistungen für Partner in diesen Ländern. Für immerhin 23 Prozent der Unternehmen hatten die genannten Geschäfte eine „sehr hohe“ oder „hohe Bedeutung“. Dennoch geben 39 Prozent an, sich „ganz aus dem Geschäft zurückgezogen“ zu haben, weitere 40 Prozent haben ihr Geschäft „sehr stark“ oder „stark reduziert“. „Die Umfrage macht deutlich, dass sich der Krieg Russlands in der Ukraine bis in unsere Region weiterhin wirtschaftlich auswirkt“, sagt Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. 45 Prozent der betroffenen Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine, Russland oder Belarus weiter verschlechtern werden.

Wie die IHK-Umfrage auch zeigt, stehen die hiesigen Firmen dem Wiederaufbau in der Ukraine positiv gegenüber. 23 Prozent wollen sich daran sicher beteiligen, 31 Prozent erwägen dies immerhin. „Doch auch hier am Standort können sie etwas dafür tun, die Folgen des Krieges für die Ukrainerinnen und Ukrainer zu lindern und ihnen eine Perspektive zu bieten“, argumentiert Hille, „nämlich indem sie Geflüchtete als Arbeits- und Fachkräfte sowie Auszubildende beschäftigten.“ Dies lindere zugleich den von immer mehr Betrieben beklagten Fach- und Nachwuchskräftemangel. Die IHK unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen sowie die in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis lebenden Geflüchteten dabei, zueinander zu finden. Dank Fördermitteln des Bundes konnte sie ihr Programm „Passgenaue Besetzung: Willkommenslotsen“ ausweiten und beschäftigt nun zwei Willkommenslotsinnen. Eine der beiden ist Anna Tereshchenko, die selbst vor einem knappen Jahr aus der Ukraine geflohen ist. Sie und ihre Kollegin Nicola Inden helfen bei der beruflichen Orientierung, informieren über Einstellungsvoraussetzungen, vermitteln Kontakte zur Berufsanerkennung oder begleiten zu Vorstellungsgesprächen. Bisher haben rund 100 Firmen in der Region konkretes Interesse am Projekt „Willkommenslotsen“ gezeigt. 15 Unternehmen haben die Willkommenslotsinnen bisher besucht und individuell beraten, zudem zählt die IHK bisher rund 60 Beratungen für Geflüchtete. Erste erfolgreiche Vermittlungen gab es auch bereits. „Unter den Geflüchteten gibt es viele Hochschulabsolventen und gut qualifizierte Arbeitskräfte mit Berufserfahrung“, wirbt Hille, „und bei vielen nimmt das Problem der Sprachbarriere mit der Dauer ihres Aufenthalts ab, weil sie intensiv Deutsch lernen.“